Rede von Stefanie Bickel-Blumenbecker

„Bühne des Lebens-mit den Augen einer Frau…“

Malerei versus Skulptur

Gabriela Beck-Schäfer Malerei und Jagna Weber Skulptur

Eine Ausstellung von Galerie Elzenheimer in der Stadtgalerie Bad Soden Badehaus im alten Kurpark

Gabriela Beck-Schäfer *1957

Die  Künstlerin hat nach einer Ausbildung zur Schmuckdesignerin ein  Studium der Kunst, Kunstgeschichte, Philosophie sowie der Architektur durchlaufen. Ab 1986 hat sie außerdem Vertiefungsstudien im Fach Bühnenbild, Malerei, Plastik und Architektur durchgeführt, denen ein 3 jähriges Studium der Malerei in der Meisterklasse d. Bildhauers und Bühnenbildners Siegfried Albrecht folgten. Nach vielen Studienaufenthalten im Ausland folgte 2006 ein fünfjähriger Aufenthalt als Künstlerin und Malerin in Nekemte in Äthiopien sowie ein Jahr in Sag Harbor auf Long Island in New York. Seit 2013 lebt und arbeitet Gabriela Beck-Schäfer als freie Maler-und Künstlerin auf der Insel Usedom. 

Auf den starkfarbigen Bildern von Gabriele B. Schäfer tummeln sich Tiere, Kinder, Frauen und Männer häufig scheinbar wild durcheinander. Die Figuren sind auf verschiedenen Ebenen im Bild montiert, so dass kein logisches Raumgefüge ersichtlich ist. Vorne, hinten, oben und unten scheinen keine allgemeingültigen Parameter zu sein. Teilweise nehmen die Figuren auch keinen Bezug aufeinander, sie existieren gemeinsam im Bild, scheinen aber nicht dieselbe Wirklichkeit zu teilen. Gegenstände schweben vorbei: Muscheln, Blätter, Buntstifte, Bälle, teilweise sogar Meeresbewohner wie Hummer und Fische. Diese nicht-rationalen Bildwelten erinnern an die Traumsequenzen oder Erinnerungsfetzen der Surrealisten. Gleichzeitig ist ihre Gestaltung zu mindestens in einigen Fällen, deutlich an berühmte Vorbilder in der Kunstgeschichte angelegt. Man meint, durch die Knubbelgesichter kleiner Kinder, die eine oder andere Putte durchschimmern zu sehen, in der einen oder anderen Frauengestalt eine Allegorie mit entblößter Brust zu erkennen. Da greift die „Freiheit auf den Barrikaden“ von Delacroix nach einem Hirschgeweih und der „Tanz“ von Matisse wird zum Eiertanz, an dem die Hühner gemeinsam mit drallen Blondinen über die Bretter wirbeln. 

Die Einbeziehung von kunsthistorischen Zitaten beschränkt sich in der Malerei von Gabriela B. Schäfer aber nicht nur auf versteckte Motive, sondern auch auf die Malweise selbst. Man könnte sie altmeisterlich nennen, denn die Darstellung von Haut, Muskelsträngen, korrekten Proportionen und Perspektiven nimmt eine wichtige Rolle ein. Sie zeigt den menschlichen und tierischen Körper in verschiedensten Positionen, teilweise angeschnitten, teils in extremer Nahsicht, teils im Mittelgrund des Bildes. Licht und Schatten wird als Mittel der Modulierung von Plastizität eingesetzt. Die Bedeutung von Gesten, von Haltungen und Mimik bindet die Figuren weniger in ihren Umraum ein, als dass sie auf ihr Inneres, ihre eigene Wahrnehmung verweisen. Ein für den Betrachter rätselhaftes Geschehen ist für die Akteure der Gabriele B. Schäfer scheinbar völlig selbstverständlich.  

Auffallend ist auch die Verwendung der Kleidung. Neben zeitgenössischer Kleidung wie Badekleidung, Freizeithemden und Sommerkleidern findet sich, teilweise im selben Bild, antikische Kleidung, wie wir sie aus Renaissancegemälden kennen. Dadurch bekommen die Gemälde eine überraumzeitliche Dimension. Sie sind inhaltlich nicht zwingend an unsere Gegenwart gekoppelt, sondern beziehen sich auf märchenhafte Ur-bilder und Mythen. Freundschaft, auch zu Tieren spielt eine wichtige Rolle. Das Unheimliche, ebenfalls in Form von (wilden) Tieren wie dem Wolf dringt ins Bild ein. Das Spiel und das Bad sind wiederholte Motive, die Reise, die Natur, das Fest und die Kindheit tauchen ebenfalls auf. Es sind komplexe Bilder, Bilder, die viel Futter für die Augen und Denkmaterial für den Geist liefern, so dass es eine wahre Lust ist, sie zu erkunden.

Stefanie Bickel-Blumenbecker, Kunsthistorikerin MA

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